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Wirtschafts- und Sozialrat

- WiSo TOP 3: Nachhaltiger Tourismus rund um UNESCO-Weltkulturerbestätte

Inhaltshinweise: Umweltbelastung; Massentourismus

Kurzzusammenfassung

Die UNESCO fördert inklusive und chancengerechte Bildung, schützt Kultur und Natur. Die Welterbestätte sind entweder Naturstätten oder Kunstwerke, die die universellen Werte der Menschheitsgeschichte innehalten. Es gilt diese zu bewahren, damit die Menschheit weiterhin von diesen Werten profitieren kann.

Die UNESCO-Welterbestätten werden durch unachtsamen Tourismus beschädigt. Der nachhaltige Tourismus zielt darauf ab, die Stätte zu schützen, um die universellen Werte der Menschheitsgeschichte zu erhalten. Ein Hauptproblem ist der Massentourismus, durch den vor allem Umweltprobleme entstehen. Außerdem ist für die Welterbestätten der Klimawandel eine starke Bedrohung. Die UNESCO hat einen Leitfaden zu nachhaltigem Tourismus entwickelt, an den sich Mitgliedstaaten halten können. Wichtig ist hierbei, dass die Maßnahmen in Absprache aller Beteiligten durchgeführt werden.

Die Herausforderung liegt darin, die Umwelt bestmöglich zu schützen und gleichzeitig die Interessen aller Parteien nicht zu vernachlässigen. Im Fokus steht hierbei immer die Bestandshaltung der UNESCO-Welterbestätte.

Einleitung

Die UNESCO ist eine UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die die Weltkulturerbestätten erfasst, pflegt und schützt. Sie wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zur Förderung von Frieden und nachhaltiger Entwicklung gegründet, dies erfolgt durch internationale Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Kultur. Der nachhaltige Tourismus ist demnach besonders wichtig, da es allen Beteiligten ein Anliegen ist, die Werte der kulturellen Weltgeschichte zu schützen und zu bewahren. Im Einklang damit wurden 2015 17 nachhaltige Ziele (Sustainable Development Goals, kurz SDG) in Kraft gesetzt, sie sind Teil der Agenda 2030, deren Ziel es ist, dass alle Menschen bis 2030 in Frieden und Wohlstand leben. 

Hintergrund und Grundsätzliches

Die UNESCO Verfassung wurde am 16. November 1945 von 37 Staaten unterschrieben, die es sich seitdem zur Aufgabe machen, durch ihre Arbeit den Frieden und die Sicherheit der Welt zu bewahren. Durch die Zusammenarbeit zwischen den Völkern dieser Welt in Bildung, Wissenschaft und Kultur soll dies ermöglicht werden. Bei Weltkulturerbestätten handelt es sich um besondere Orte wie Naturlandschaften oder Kunstwerke, die Zeugnis der Geschichte der Menschheit sind. Diese Orte gilt es zu schützen, da durch sie fundamentale Werte vieler Kulturen festgehalten werden. Zu dem jetzigen Zeitpunkt befinden sich 1.223 Welterbestätte in 168 Ländern.

Als nachhaltig wird Tourismus bezeichnet, der auf mögliche ökonomische, soziale und ökologische Auswirkungen Rücksicht nimmt sowie die Bedürfnisse der Besucher, der Industrie, der Umwelt und der ansässigen Bevölkerung in Betracht zieht. Im September 2015 wurden die nachhaltigen Ziele (SDGs) für die nächsten 15 Jahre gesetzt. Die Agenda 2030 besteht aus 17 Zielen, die unter anderem die Armut bekämpfen und für eine umweltfreundlichere Welt sorgen sollen. Die Maßnahmen, die in Folge dieser Zielsetzung entwickelt werden, betreffen auch den hier angesprochenen nachhaltigen Tourismus der UNESCO-Welterbestätten.

Über die letzten Jahre ist die Besucherzahl in den Weltkulturerbestätten massiv angestiegen. Einerseits dient der Tourismus der Wirtschaft des jeweiligen Ortes, wodurch die lokale Bevölkerung weitestgehend positiv von der Welterbestätte profitiert. Außerdem dient der Tourismus als Weitergabe der kulturellen Geschichte der Menschheit in Form von Anerkennung und Weiterbildung. Besuchende lernen die kulturelle Bedeutung der Erbstätte wertzuschätzen. Auf der anderen Seite kann dieser Tourismus ein ungesundes Ausmaß annehmen. Übermäßiger Tourismus hat negative Auswirkungen auf die Umwelt der Welterbestätte und das Leben der Einheimischen.

Ziel des nachhaltigen Tourismus rund um das UNESCO-Weltkulturerbe ist es, die kulturellen Werte dieser Stätten langfristig zu sichern, indem die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft minimiert werden.

Aktuelles

Da durch die derzeitige UN-Dekade mit dem Thema „Nachhaltige Entwicklung und Stärkung kultureller Vielfalt“ auch der Tourismus unter dem Nachhaltigkeitsaspekt analysiert wird, gibt es neue Maßnahmen für dessen Zielerreichung. Das Programm der UNESCO-Welterbestätte und des nachhaltigen Tourismus hat es sich als Aufgabe gesetzt, die Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren der Welterbestätten zu fördern, um das gemeinsame Verantwortungsbewusstsein für die kulturelle Bedeutung zu verbessern. Es fanden über die letzten Jahre verschiedene Fachdialoge statt, in denen sich über die Herausforderungen und Chancen der nachhaltigen Entwicklung ausgetauscht wurde.

Seit mehreren Jahren besuchen Touristen die Welterbestätte Machu Picchu. Die Festung wurde im 15. Jahrhundert von den Inkas in Peru erbaut. Jährlich reisen Millionen Menschen an, um die Stätte zu bewundern. Durch den Massentourismus wird die Architektur und die Umwelt geschädigt, so dass nur noch 2 500 Touristen täglich Machu Picchu besuchen dürfen. Diese und weitere Maßnahmen werden von der UNESCO in Zusammenarbeit mit der peruanischen Regierung vollzogen, damit die Stätte auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Dieses Beispiel zeigt auf, wie wichtig Regulierungen für den Tourismus sind. Die UNESCO-Welterbestätten können nur nachhaltig bewahrt werden, wenn alle Beteiligten ihren Anteil leisten. So liegt es auch an den Touristen, die jährlich die Stätte besuchen, sich angemessen zu verhalten.

2023 verabschiedet die Generalversammlung der UNESCO-Welterbekonvention ein neues Grundsatzdokument zum Thema Klimawandel und Welterbe. In dem Dokument wird allen Vertragsstaaten nahe gelegt, die beinhaltenden Leitprinzipien und Ziele mittels der vorgegebenen Maßnahmen zu verfolgen. Der Klimawandel bedroht eine Vielzahl von Welterbestätten, die es mit Regulierungen dieser Art zu schützen gilt. Die UNESCO kann dabei nicht allein agieren, sondern braucht die Unterstützung der Mitgliedstaaten. Auch die Staaten haben ein Interesse daran, dass die Welterbestätten in ihren Ländern geschützt werden, da durch sie die Weitergabe der universellen Werte erhalten bleibt und die Wirtschaft Vorteile aus der Tourismusbranche ziehen kann. 

Probleme und Lösungsansätze

Eine der drei großen Herausforderungen des nachhaltigen Tourismus ist der seit Mitte des 20. Jahrhunderts entstandene Massentourismus, der negative Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft hat. Zweitens verändert der Tourismus, wie er derzeit gelebt wird, das Leben der einheimischen Bevölkerung. Zuletzt muss angemerkt werden, dass der Tourismus eine starke Umweltbelastung zur Folge hat.

Die Welterbestätten waren schon lange ein beliebtes Ziel für Besucher, doch seit einigen Jahren spricht man hier vom Massentourismus. Vor allem durch billige Flüge und Kreuzfahrten, beispielsweise nach Venedig, hat sich der Massentourismus etabliert. Diese Fahrten sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern überlasten auch die Infrastruktur. Außerdem wird durch den großen Anmarsch an Besuchern die Welterbestätte negativ belastet, indem die Orte Vandalismus erfahren, abgenutzt werden und eine immense Menge an Ressourcen verbraucht wird.

UN Photo/Victoria Hazou

Um diese Probleme zu lösen, gibt es unterschiedliche Ansätze. Zum einen sollte die Politik in den Tourismus eingreifen. Das Tourismusprogramm der UNESCO bietet Maßnahmen zur Regulierung des Tourismus an. Bei den Entscheidungen über die Maßnahmen sollten alle beteiligten Akteure miteinbezogen werden, dazu zählen neben der Regierung auch die Reiseveranstalter und die einheimische Bevölkerung. Die UNESCO arbeitet mit der 

Welttourismusorganisation (UNWTO) zusammen, daher fehlt es den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht an Legitimität, da die UNWTO eine Sonderorganisation ist, die sich explizit mit der Weiterentwicklung des Tourismus auseinandersetzt. Eine weitverbreitete Regulierung ist das Besuchermanagement. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass diese Maßnahmen nicht zu einschränkend wirken, da vielerorts die einheimische Bevölkerung vom Tourismus wirtschaftlich abhängig ist.

Im Hinblick auf die Umweltbelastung ist klar, dass durch unachtsamen Tourismus die Natur und die Kulturgüter der UNESCO-Welterbestätte zerstört werden. Wenn Welterbestätten besonders gefährdet sind, werden sie auf die Gefahrenliste gesetzt. Momentan befinden sich 1223 Stätten auf der Gefahrenliste. Die Gründe sind nicht nur auf den Tourismus oder den Klimawandel zurückzuführen, auch Krieg oder Terror können Ursachen sein, weshalb eine Stätte auf die Liste gesetzt wird. Jeder Staat will vermeiden, dass die nationale Welterbestätte auf der Liste steht, da dies zu wirtschaftlichen, aber auch politischen Konsequenzen führt. Auch hinsichtlich der Umweltbelastung hat die UNESCO einen Leitfaden entwickelt, der der Regierung Maßnahmen anbietet, um die Probleme zu regulieren. Die Details dazu finden Sie bei den Hinweisen zur Recherche.

Das Leben der lokalen Bevölkerung verändert sich stark, wenn sie von Massentourismus betroffen sind. Es ist daher wichtig, die Einheimischen bei allen Entscheidungen über die Regulierung des Tourismus miteinzubeziehen. Ein Beispiel für die negativen Auswirkungen des Massentourismus für die Bevölkerung ist die Insel Bali. Da viele Menschen, vor allem aus den westlichen Ländern, den Ort besuchen, steigen dort die Lebenskosten. Doch die Einheimischen profitieren nur gering, denn für sie ist der Anstieg der Kosten fatal. Sie geraten in finanzielle Not. Auch das Verhalten der Touristen ist meist unangenehm für die Einheimischen, unter anderem ist der ständige Lärm der Touristen eine Belastung für die arbeitenden Bewohner. Die lokale Bevölkerung kann aber auch profitieren, wenn die Regulierungen richtig angewendet werden. 

Punkte zur Diskussion

- Wie können UNESCO-Welterbestätten Besucherzahlen begrenzen, ohne die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus für die lokale Bevölkerung zu gefährden?

- Inwiefern sollte die UNESCO nachhaltigen Tourismus regulieren, und wie können die Vertragsstaaten dazu angehalten werden, verbindliche Maßnahmen umzusetzen?

- Sollte es eine einheitliche Regelung für alle UNESCO-Welterbestätten geben, oder sollten Länder individuell entscheiden, wie sie nachhaltigen Tourismus umsetzen?

- Welche Rolle sollte die Tourismusindustrie bei der Finanzierung und dem Schutz von UNESCO-Welterbestätten spielen?

Lexikon

UN-Dekade: Ein Zeitraum, in dem die Vereinten Nationen ihren Fokus auf bestimmte globale Themen und Herausforderungen legen. Während dieser Dekade werden über zehn Jahre hinweg Aktionen und Programme organisiert, um das Bewusstsein über diese Themen zu schärfen und Maßnahmen zu den Förderungen der Themen zu etablieren. 

Massentourismus: Wenn ein Ort nicht mit einem hohen Ausmaß des Tourismus umgehen kann und der ökonomische Profit im Vordergrund steht, nennt sich Massentourismus.

Besuchermanagement: An beliebten Orten herrscht ein großer Ansturm von Touristen, diese müssen durch Steuerungen und Maßnahmen gelenkt werden, damit die Umwelt nur geringfügig leidet und die Besuchenden den Aufenthalt genießen können.

Für die Recherche

Deutsche Kommission der UNESCO: https://www.unesco.de/orte/welterbe/#:~:text=Aus%20Sicht%20der%20UNESCO%20ist,hat%2C%20als%20Vehikel%20zu%20wirken.

Programm zum nachhaltigen Tourismus der UNESCO:
https://www.waddensea-worldheritage.org/de/unesco-programm-welterbe-und-nachhaltiger-tourismus

Österreichische Kommission der UNESCO: https://www.unesco.at/kultur/artikel/article/kultur-ein-herzstueck-der-sustainable-development-goals

Dokumente der Deutschen Kommission der UNESCO: https://www.unesco.de/dokumente-und-hintergruende/dokumente/

Quellenangaben

UNESCO World Heritage and Sustainable Tourism Programme (2025) https://whc.unesco.org/en/tourism/ 

Brot für die Welt (2018)
https://www.tourism-watch.de/artikel/schwerpunkt/overtourism-welterbestaetten/  

UNDP (2025)
https://www.undp.org/sustainable-development-goals

UN Tourism (2025)
Sustainable development