Warum vorbereiten?
Wenn wir nach der Konferenz nach Feedback fragen, sagen in der Regel viele Teilnehmende: “Hätten wir uns besser vorbereitet, wäre die Konferenz vermutlich noch spannender und schöner gewesen.” Aus Erfahrung wissen wir: Es ist so. Je besser Sie vorbereitet sind, desto einfacher und erfolgreicher wird die Konferenz für Sie sein – und desto mehr Spaß werden Sie haben.
Sie werden sich auf der Konferenz mit unterschiedlichen Akteuren, deren Positionen und Interessen auseinandersetzen. Um sich an den Debatten in Ihrem Gremium zu beteiligen und einen Beitrag zu dessen Resolutionen leisten zu können, ist es notwendig, dass sie sich intensiv und gewissenhaft vorbereiten. Denn nur als informierte Delegierte können Sie Ihre Lösungsvorschläge ins beste Licht rücken, Behauptungen anderer Staaten widerlegen und deren Argumente entkräften.
Die Auseinandersetzung mit Ihrem Staat und den Themen Ihres Gremiums ist die Grundlage, auf der Ihr Handeln während der gesamten Konferenz basiert. Außerdem wollen Sie doch vermeiden, Ihre themensicheren Mitdelegierten zu langweilen, nur weil Sie nicht vorbereitet sind…
Vorbereitung in 7 Schritten
- Beschäftigen mit der Rolle
- Informieren über das Land
- Einarbeiten in das Gremium
- Recherche der Themen
- Schreiben der Positionspapiere
- Schreiben mindestens eines Arbeitspapiers
- Vorbereitung auf die Debatten
Allgemeine Hinweise zur Recherche
Wenn Sie bei Google den Namen Ihres Staates oder Schlagwörter eines Themas eingeben, stoßen Sie schnell auf eine Fülle von Informationen. Doch welche sind seriös? Wo können Sie sich zuverlässig informieren?
Sollten Sie sich nicht sicher sein, wie vertrauenswürdig eine Quelle ist, hilft oft ein Blick ins Impressum der Seite. Sie müssen bei Ihrer Vorbereitung nicht ausschließlich neutrale Quellen, wie exempl. die offizielle Seite der Vereinten Nationen, zu Rate ziehen. Bezüglich des nordkoreanischen Atomprogramms lohnt es sich nämlich genauso, Stellungsnahmen von Nord- und Südkorea, die der Vereinigten Staaten oder auch Chinas unter die Lupe zu nehmen. Auf diese Weise können Sie sich ein Bild davon machen, wie diese Länder die diesbezüglichen Vorkommnisse bewerten. Objektivität herrscht in der Welt der internationalen Politik nicht: Was für die eine Seite „gerechte Sanktionen“ sind, ist für die andere möglicherweise eine „Kriegserklärung“. Berücksichtigen Sie bei solchen Quellen daher stets, dass Informationen immer einem Zweckdienen: Sie sollen von einer bestimmten Sichtweise überzeugen. Selbst Statistiken garantieren keine Objektivität.
Im Rahmen Ihrer Recherche sollten Sie daher bei jeder Information die Quelle einordnen können. Im Folgenden haben wir Ihnen eine kleine Quellenkunde und hilfreiche Webseiten für Ihre Recherche zusammengestellt.
Hilfreiche Quellen
Abkommen und Verträge
Abkommen und Verträge beinhalten Regelungen, auf die sich alle unterzeichnenden Staaten verbindlich geeinigt haben. Hat Ihr Staat einen internationalen Vertrag unterzeichnet oder ist er einem Abkommen beigetreten, sollten Sie grundsätzlich deren Inhalt unterstützen. Webauftritte internationaler Organisationen (zum Beispiel der Europäischen Union) sind hier gute Quellen.
Offizielle Dokumente
Offizielle Dokumente wie Presseerklärungen oder Strategiepapiere geben Ihnen exakt die Position der Verfasser wieder, während nationale Gesetze Ihnen die aktuelle Rechtslage aufzeigen. Positionen aus einer Stellungnahme Ihres Staates können Sie problemlos übernehmen. Bei Ihrer Recherche schauen Sie sich am besten zuerst die Internetauftritte des Außenministeriums und der ständigen Vertretung Ihres Staates bei den Vereinten Nationen an.
Wissenschaftliche Dokumente und Studien
Wissenschaftliche Dokumente und Studien stellen Zusammenhänge und Erkenntnisse zu einer bestimmten Fragestellung dar. Sie eignen sich, um Positionen zu unterstreichen oder die Funktionsweise komplexer Zusammenhänge zu verstehen. Hier sind Universitäten, Informationszentren und Fachzeitschriften gute Quellen.
internationale Presse
Die internationale Presse bietet eine Fülle an aktuellen Nachrichten, aber auch Reportagen und Hintergrundberichten. Als journalistische Quellen stellen hierbei renommierte Medien Ihre erste Wahl dar. Einige Beispiele lauten: Der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Die Zeit, The Guardian, The New York Times, die British Broadcasting Company (BBC) oder Cable News Network (CNN)).
Pressemeldungen
Bei Ihrer Recherche können Sie auch Pressemeldungen aus verschiedenen Kulturkreisen und Kontinenten nutzen. Wir empfehlen Ihnen dazu die Nachrichtenagenturen des Staates, den Sie vertreten. Eine Übersicht der Zeitungen für Ihr Land finden Sie auf Zeitung.de. Beachten Sie jedoch die Textform des journalistischen Texts. Kommentare zum Beispiel werden aus einer bestimmten Perspektive geschrieben und wollen ihren Lesern eine besondere Sichtweise nahe bringen. Sie sollten daher niemals die einzige Basis Ihrer Vorbereitung sein, sie können Ihnen jedoch gut bei der Interpretation wissenschaftlicher Dokumenten helfen.
Vereinte Nationen und Resolutionen
Erste Adresse bei allgemeinen Fragen rund um die Vereinten Nationen und ihren Umgang mit bestimmten Themen ist die offizielle Webseite der Organisation. Hier finden Sie Informationen zu den Gremien und Themen, Resolutionen, Stellungnahmen sowie Protokolle von Konferenzen.
Resolutionen liegen zumeist nur in englischer Sprache vor. Diese finden Sie im Dokumentenarchiv der Vereinten Nationen. Einige Resolutionen gibt es auch in deutscher Sprache. Diese finden Sie hier.
Eine weitere ausgezeichnete Quelle für die Vereinte Nationen ist die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Hier finden Sie Allgemeine Informationen zu den Vereinten Nationen und zu einigen Themenschwerpunkten.
Es gibt einige Informationsportale und Datenbanken, die wir Ihnen für Ihre Recherche ausdrücklich empfehlen möchten.
- Wikipedia ist zwar keine wissenschaftliche Quelle, ist aber sehr nützlich, wenn es darum geht, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Die Datenbank liefert Ihnen Informationen zu Ihrem Staat, Ihrer NGO oder anderweitig relevanten Themen.
- Ebenfalls sehr gute erste Recherchequellen: die offizielle Webseite eines Staates (“Staat offizielle Webseite” googeln) und The World Factbook der CIA.
- Einen Schwerpunkt auf wirtschaftliche Daten bieten die Länderinformationen des Internationalen Währungsfonds.
- Detaillierte Länderinformationen erhalten Sie außerdem beim Deutschen Auswärtigen Amt und beim australischen Außenministerium.
- Eine Zusammenstellungen über verschiedene Länder finden Sie auf CountryReports; weitere Länderprofile und thematische Berichte unter www.infoplease.com
Zum erfolgreichen Absolvieren der Konferenz ist zudem ein gewisses Grundwissen zu den Vereinten Nationen förderlich. Dazu haben wir Ihnen ein “UN-ABC” zusammengestellt. Hier finden Sie alle wichtigen Begriffe rund um die Vereinten Nationen.
Auch das Völkerrecht spielt eine wichtige Rolle – bei den Vereinten Nationen und auf unseren Konferenzen. Daher gibt es auch zu diesem Thema eine Seite, das “Völkerrecht-ABC”. Hier finden Sie alle wichtigen Begriffe rund um das Thema.
Umgang mit KI
In den vergangenen Jahren hat die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) und von Anwendungen, die darauf zurückgreifen, große Fortschritte gemacht. Eine sehr bekannte Anwendung ist ChatGPT, eine generative KI, die Inhalte - im Fall von ChatGPT Texte - erzeugen kann.
Diese generativen KI-Anwendungen haben großes Potenzial, Arbeitsschritte zu vereinfachen und zu beschleunigen. Natürlich können Sie ChatGPT oder vergleichbare Anwendungen ebenfalls für Ihre Vorbereitung für MUN-SH nutzen. Wichtig ist jedoch, dass Sie sich dabei der folgenden Aspekte bewusst sind und die Anwendung entsprechend nutzen:
1. ChatGPT ist keine Suchmaschine - Informationen, die die Anwendung bereitstellt, sind häufig falsch!
Die Anwendung erzeugt Texte, die plausibel klingen und von einem Menschen verfasst worden sein können. Dabei findet keine (oder nur eine sehr eingeschränkte) Prüfung der erzeugten Texte auf inhaltliche Korrektheit statt. ChatGPT hat in der Basisversion außerdem keinen Zugriff auf Echtzeitinformationen aus dem Internet. Nutzen Sie ChatGPT oder vergleichbare Anwendungen daher nicht, um Informationen zu recherchieren. Es kommt sogar vor, dass die Anwendung sich plausibel klingende Informationen (wie Namen von Wissenschaftler*innen, Bücher oder Fakten) „ausdenkt", ohne das dabei selbst zu „merken". Fachsprachlich spricht man davon, dass die Anwendung „halluziniert".
2. ChatGPTTexte klingen gut, sind aber meistensinhaltlich schwach!
Die Anwendung ist entwickelt, um menschliche Sprache nachzuahmen, daher sind Texte, die von ChatGPT verfasst werden, häufig sprachlich sehr gut. Dies geht aber häufig zulasten des Inhaltes: Inhalte wiederholen sich (nur unterschiedlich formuliert), Argumente sind unlogisch oder schlicht falsch (siehe Punkt 1). Wenn Sie ChatGPT nutzen, stellen Sie daher immer selber die Informationen bereit, die im Text vorkommen sollen! Stellen Sie außerdem sicher, dass Sie alle Fachworte und Konzepte, die Chat GPT nutzt, verstanden haben - sonst wird der Einsatz für bestimmte Lösungsansätze im Gremium selbst schwierig.
3. ChatGPT kann Texte für Sie schreiben, aber Ihnen nicht das Reden im Gremium abnehmen!
Ihre inhaltliche Vorbereitung dient vor allem dazu, dass Sie auf der Konferenz eine möglichst gute Teilnahme-Erfahrung haben. Wichtige Aspekte der Konferenz sind die inhaltliche Arbeit und das Reden im Gremium. Dies erfolgt in der Regel spontan - Sie können daher dort nicht auf ChatGPT zurückgreifen. Wenn Sie Ihre Positions- und Arbeitspapiere selbst formulieren, üben Sie bereits für die Arbeit im Gremium und darüber hinaus.
Zusammenfassend: Nutzen Sie die Anwendung gern zur sprachlichen Verbesserung Ihrer Texte oder zur Inspiration. Sie können ChatGPT nutzen, um Textbausteine zu erzeugen - von der vollständigen Erstellung der Texte raten wir ab.
Wenn Sie ChatGPT nutzen, überprüfen Sie alle Informationen unabhängig oder stellen Sie im besten Fall die Informationen selbst bereit. Überprüfen Sie außerdem die logische Konsistenz und inhaltliche Relevanz der Texte oder Textbausteine. Denken Sie daran, dass Ihre kritische Herangehensweise und Ihr eigenes Fachwissen entscheidend sind.