– RKL TOP3: Bekämpfung ethnisch bedingter sozialer Ungleichheiten
Inhalte mit besonderem Triggerpotential: Sklaverei, Rassismus, Kinderarbeit
Kurzzusammenfassung
Die Region Lateinamerika gehört zu den Regionen auf der Welt, in denen der Zugang zu Bildung besonders für ethnische Minderheiten schwierig ist. Vor allem Menschen mit afrikanischer Abstammung werden in den Schulsystemen diskriminiert: Die Anzahl an Kindern, die hier zur Schule gehen und die Schule abschließen, ist geringer als die von anderen Bevölkerungsgruppen. Mögliche Gründe sind, dass die Eltern den Schulbesuch nicht finanzieren können oder es schlicht keine Schule gibt. Häufig kommt es auch zu Diskriminierungen und Rassismus innerhalb des Klassenraums.
Während der beschränkte Zugang zu Bildung eine Art von sozialer Ungleichheit darstellt, trägt sie zu anderen Ungleichheiten - wie etwa Armut - bei. Gute Bildung gehört daher zu den Hauptvorrausetzungen, um soziale Ungleichheiten wie Armut zu besiegen. Zudem ist sie eine wichtige Grundlage für die politische Teilhabe und Demokratie.
Die Herausforderung besteht darin, den Zusammenhang von ethnischer Zugehörigkeit und sozialen Ungleichheiten zu entschärfen. Anhand der Bildungschancen von Menschen mit afrikanischer Abstammung in Lateinamerika soll betrachtet werden, wie ethnisch bedingte soziale Ungleichheiten bekämpft werden können.
Punkte zur Diskussion
2. Wie können die Länder effektiv dabei unterstützt werden, Bildung für alle Menschen gleichermaßen zu gewährleisten?
3. Wie können Kinder aus armen Familien besser dabei unterstützt werden, zur Schule zu gehen?
4. Wie kann Bildung explizit für Frauen gefördert werden?
5. Wie kann lebenslanges Lernen auch nach dem Abschluss der Schule für alle ermöglicht werden?
Einleitung
Bildungsgerechtigkeit in Lateinamerika ist ein drängendes Thema, denn trotz Fortschritten im Bildungsbereich bleibt der Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung stark von sozialen und ethnischen Faktoren abhängig. Insbesondere Menschen afrikanischer Abstammung sind oft von struktureller Benachteiligung betroffen, die sich im Bildungsbereich zeigt. In vielen Ländern der Region sind afro-lateinamerikanische Gemeinschaften überproportional von Schulabbrüchen und niedriger Bildungsqualität betroffen. Diese Ungleichheiten verstärken bestehende Unterschiede und hindern soziale Mobilität.
Ihre Aufgabe als Delegierte in der Regionalkommission für Lateinamerika (RKL) ist es, die systemischen Barrieren zu identifizieren, die diesen Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Bildung erschweren, und Schritte einzuleiten, diese Barrieren abzubauen.
Soziale Ungleichheiten und Bildungsgerechtigkeit
Bildungsgerechtigkeit kommt im Kontext von sozialen Ungleichheiten eine besondere Rolle zu: Sie ist sowohl a. Ausdruck von Ungleichheiten (wenn z.B. ärmere Kinder oft ihre Familien früher bei der Arbeit unterstützen müssen und daher nicht zur Schule gehen können), als auch b. Ursache und Verstärkung anderer Ungleichheiten (wenn z.B. Kinder, die früh die Schule abbrechen, oft nur Arbeit in wenig qualifizierten und schlecht bezahlten Berufen finden). Daher ist Bildung ein Ansatzpunkt, um diesen Teufelskreis aus Benachteiligung zu durchbrechen.
Ungleichheit ist ein globales Problem. Weltweit leben Millionen Menschen in extremer Armut, während andere im Luxus schwelgen. Lateinamerika ist neben dem südlichen Afrika die Region auf der Welt, in der die stärkste Ungleichheit auftritt. Gemessen werden kann Ungleichheit mithilfe des Gini-Index, der auf einer Skala von 0 bis 1 Ungleichheit zeigt. Ein höherer Gini-Index (1) bedeutet eine höhere Ungleichheit. Ein perfekter Gini-Index von 0 hingegen bedeutet, dass alles Einkommen gleichermaßen verteilt ist. Auf Einkommensungleichheit bezogen lag der Gini-Index im Jahr 2022 in Kolumbien bei 0,55 und in Brasilien bei 0,52; Deutschland liegt dagegen bei 0,30, Norwegen bei 0,22.
Hintergrund von Ungleichheiten in Lateinamerika
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind besonders stark von Ungleichheit betroffen. In Lateinamerika gehören neben anderen ethnischen Minderheiten Menschen afrikanischer Abstammung dazu.
Heutzutage leben über 130 Millionen Menschen afrikanischer Herkunft in Lateinamerika und machen damit zwischen 10-50% (je nach Land) der Bevölkerung aus. Sie sind neben der indigenen Bevölkerung die ärmste Bevölkerungsgruppe und leben meist doppelt so häufig in extremer Armut wie diejenigen, die keine afrikanische Abstammung haben. Es besteht also dringender Handlungsbedarf, die Situation von Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung zu beheben.
Die Ungleichheit der Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen hat einen historischen Ursprung: Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert nach der "Entdeckung" Amerikas durch Europäer im Jahr 1492 wurden im Rahmen des transatlantischen Sklavenhandel (Dreieckshandel) etwa 12.5 Millionen Afrikaner*innen nach Amerika verschifft, wovon 10.7 Millionen auf dem amerikanischen Festland ankamen. Sie wurden für die nächsten Jahrhunderte versklavt, diskriminiert und getötet.
Grundlagen für mehr Gleichberechtigung
Im Rahmen der Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika während des 19. Jahrhunderts wurden erste rechtliche Grundlagen für eine Gleichberechtigung für die bislang diskriminierten Gruppen geschaffen.
Durch die Gründung der Vereinten Nationen (United Nations, UN) wurde diese Tendenz verstärkt: 1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von den UN verabschiedet, die unter anderem das Ziel festschrieb, die fortwährende Ungleichheit auf der Welt zu bekämpfen. Um dies zu gewährleisten, verständigten sich die Mitgliedsstaaten auf einige bis heute geltende Grundrechte, die nicht "nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand" unterscheiden, sondern für alle Menschen gelten. Eines dieser Menschenrechte ist nach §26 das Recht auf Bildung. Verankert in der Menschenrechtserklärung fordert dieser Artikel die unentgeltliche Grundschulbildung sowie den Zugang zu Fach-, Berufsschul- und Hochschulbildung. Obwohl dies eine gute Grundlage bildet, ist die Erklärung nicht rechtlich bindend und damit nicht einklagbar.
In den letzten Jahrzehnten wurden allerdings diverse Maßnahmen getroffen, um die Bildungsungleichheiten zu verringern. 2002 unterschrieben die Staaten der Andengemeinschaft die Charta für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte (Andean Charter for the Promotion and Protection of Human Rights), in der anerkannt wurde, dass die Mitgliedstaaten multi-ethnisch und multikulturell sind (§32) und dass die individuellen Rechte der Lateinamerikaner*innen afrikanischer Herkunft anerkannt werden. In § 24 Absatz 8 steht, dass der Mensch ein Recht auf Bildung hat und in § 35 wird speziell die Förderung von Studienprogrammen der afrikanisch-stämmigen und indigenen Kulturen festgehalten. Sie spiegelt die Werte der Andengemeinschaft wider, ist aber ebenfalls nicht bindend.
Mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der UN (Sustainable Development Goals, SDGs) haben sich die Staaten darüber hinaus zumindest moralisch verpflichtet, gleiche Bildung für alle Menschen zu verwirklichen. Im Zusammenhang der Bildungsgerechtigkeit ist dabei SDG 4 zentral.
Aktuelle Situation in Lateinamerika
Die Situation in Lateinamerika hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. 2018 haben etwa 95% der Menschen in Lateinamerika die Grundschule abgeschlossen - etwa 5% mehr als 10 Jahre vorher (siehe Abbildung 1). Auch in Bereichen der Sekundarbildung gab es stetige Verbesserungen. So haben im Jahr 2000 etwa 70% die Sekundarstufe II besucht und 2018 schon 83%. Auch schließen deutlich mehr Menschen die Schule ab. Vor etwa 20 Jahren waren es noch rund 20% weniger, sowohl in der Grundschule als auch in der Sekundarstufe I und II.
Besuchsrate (links) und Abschlussrate (rechts) von Grundschule (primary), weiterführender Schule (lower secondary) und Oberstufe (upper secondary), Durchschnitt in der Region Lateinamerika & Karibik, Quelle: UNESCO Global Education Monitor, 2018.
Die Bemühungen in der Bildung sind auch für die Lateinamerikaner*innen afrikanischer Herkunft zu spüren. 2019 besuchte nach Angaben der Weltbank z.B. in Panama, Ecuador und Kolumbien ein ähnlich hoher Anteil der Afrikanisch-stämmigen die öffentlichen Grundschulen wie in der Allgemeinbevölkerung.
Sekundäre Bildung ist eine Grundlage dafür, aus der Armut auszubrechen, da besser bezahlte Arbeitsstellen häufig spezifisches Wissen verlangen, das erst in höheren Klassenstufen angeeignet wird. Auch wenn sich innerhalb der letzten Jahre die Bildung in Lateinamerika stets verbessert hat, gibt es dennoch große Defizite. Dabei fällt die Ungleichheit gegenüber Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung vor allem in der höheren Bildung stark aus. In einigen lateinamerikanischen Ländern gehen deutlich weniger afrikanischstämmige Personen in die Sekundarschule und noch weniger schließen sie ab. In Ländern wie Kolumbien und Brasilien schließen anteilig 10% weniger afrikanischstämmige Menschen die Sekundarschule ab, in Uruguay und Peru sind es mehr als 15% Differenz.
Das Problem verschärft sich mit Blick auf die tertiäre Bildung, also die Bildung an Universitäten und Hoch- und Berufsschulen. Zusammenfassend gehen Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung weniger lang zur Schule als die Durchschnittsbevölkerung, und brechen die Schule häufiger ohne Abschluss ab.
Probleme und Lösungsansätze
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum der Zugang zu Bildung von Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung so ungleich ist, und daher eine Vielzahl von Lösungsansätzen. Gleichzeitig ist Bildungsungleichheit ein strukturelles Problem, das eine breit aufgestellte, umfassende Problemlösestrategie benötigt. Es ist beispielsweise nicht ausreichend, nur die Grundschulbildung zu verbessern, sondern es müssen alle Bildungssektoren angegangen werden. Darüber hinaus sollten auch nach dem Abschluss der Schule gleichwertige Chancen für alle bestehen, eine gute Arbeit zu finden, sowie Möglichkeiten, sich auch außerhalb der Schule weiterzubilden und lebenslanges Lernen zu ermöglichen. Im Folgenden werden die Gründe und Lösungsansätze kurz dargestellt.
1 Armut
Häufig ist fehlendes Geld ein Grund für den fehlenden Zugang zu Bildung. Mitglieder diskriminierter Gruppen sind dabei überdurchschnittlich oft arm und so doppelt benachteiligt: Neben der Auseinandersetzung mit Rassismus und Stereotypen müssen sie alles mit weniger Geld schaffen. Konkret fehlt Familien das Geld für schulspezifische Ausgaben wie Transport, Schulgeld und Schulmaterial. Häufig wohnen Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung in eher ländlichen Gegenden, in denen die Schulen weiter verteilt sind. Kinder haben daher lange Verkehrswege und hohe Transportkosten. Oftmals sind arme Kinder sogar gezwungen, frühzeitig aus der Schule auszusteigen, um Geld zu verdienen oder bei der Arbeit in der Familie zu helfen, um ihre Familie über Wasser zu halten.
Geld ist auch wichtig für die Qualität des Schulunterrichts. In Lateinamerika werden oft private Schulen besucht. Die Qualität an Privatschulen ist meistens besser, weil die Klassen kleiner sind und die Lehrkräfte besser ausgebildet sind. In Uruguay etwa besucht jede 4. Person nicht-afrikanischer Abstammung eine private Grundschule, während es nur jede 13. Person afrikanischer Abstammung ist. Zusätzlich zur Qualität des Unterrichts kommt hinzu, dass die Eltern armer Kinder häufig selber nicht zur Schule gegangen sind und ihre Kinder nicht im Unterricht unterstützen können.
Um der Herausforderung der Armut im Kontext von Bildungsgerechtigkeit zu begegnen, kann direkte finanzielle Unterstützung für die Kinder geleistet werden, z. B. in Form eines einkommensabhängigen Kindergeldes. So müssten Kinder ihren Eltern nicht bei der Arbeit helfen und könnten sich aufs Lernen konzentrieren. Auch die kostenlose Bereitstellung von Lehrmaterial und Mensa-Essen könnte Familien finanziell entlasten, genauso wie Schulbusse und der Ausbau von Schulen in ländlichen Gebieten.
2 Rassismus & fehlender Minderheitenschutz
Diskriminierung und Rassismus im Klassenzimmer erschweren es lateinamerikanischen Kindern afrikanischer Abstammung, gleichwertig am Unterricht teilzunehmen. Rassismus wird durch fehlerhafte und undifferenzierte Bildung im allgemeinen verstärkt - so werden Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung beispielsweise im Geschichtsunterricht meist als passive Opfer der Sklaverei dargestellt. Erfolgsgeschichten hingegen fehlen, sodass Rassismus reproduziert wird, und betroffene Kinder keine Vorbilder kennenlernen, die aussehen wie sie oder eine ähnliche Geschichte haben wie sie. Darüber hinaus sind Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung anteilsmäßig unterrepräsentiert in der Politik, sonstigen Öffentlichkeit und höher bezahlten Jobs im Allgemeinen. Im Gegensatz kann eine Ausdifferenzierung des Lehrplans sowie das Sichtbarmachen von Erfolgsgeschichten dazu beitragen, rassistische Stereotype zu lösen. Wichtig ist die fortwährende Kontrolle der Lerninhalte und der Ausbau der Unterrichtsqualität, zum Beispiel durch die bessere Ausbildung von Lehrkräften.
Ein weiterer Aspekt ist, dass es häufig keinen Unterricht in der Muttersprache der Kinder afrikanischer Abstammung gibt, was das Lernen erschwert. So gibt es einige Gemeinschaften, in denen Englisch oder (afrikanische und lateinamerikanische) indigene Sprachen gesprochen werden, der Unterricht jedoch nur auf Spanisch stattfindet. Unterricht in der Muttersprache, zumindest auf Grundschulniveau, sollte also gewährleistet sein. Um dies zu gewährleisten, können spezifisch Lateinamerikaner*innen afrikanischer Abstammung als Lehrkräfte angeworben werden, die ihre Sprachkenntnisse nutzen können. Dies hätte zusätzlich den Nebeneffekt, Arbeitsplätze zu schaffen.
3 Rechtliche Rahmenbedingungen
Eine wichtige Voraussetzung für Bildungsgerechtigkeit bildet die rechtliche Grundlage. Erst durch Gesetze können Bürger*innen ihre Rechte einfordern und umsetzen. Ein recht erfolgreiches Beispiel dafür ist Brasilien. Mit der Einführung des Federal Law 12,711/2012 wurden speziell Afro-Brasilianer*innen und andere benachteiligte Gruppen adressiert. Mit dem Gesetz wurde bestimmt, dass 50% der Universitätsplätze für Menschen aus Familien mit geringem Einkommen - d.h. Familien, deren Einkommen nur dem Mindestlohn oder weniger entspricht -, Afro-Brasilianer*innen oder indigenen Menschen reserviert werden.
Rolle der Regionalkommission
Die UN leistet zusammen mit der Weltbank bereits einen großen Teil in der Problemerkennung, indem die beiden Institutionen große Mengen an Daten sammeln und auswerten - die Grundlage zur Behebung von Ungleichheiten.
Zusammenfassend ist es die Aufgabe der RKL, allen Kindern und Jugendlichen in Lateinamerika Bildungschancen zu gewährleisten und die strukturellen Unterschiede, die zwischen Menschen verschiedener ethnischer Zugehörigkeit bestehen, zu überwinden.
Da es sich bei Ungleichheit um ein strukturelles Problem handelt, müssen die Lösungsansätze multidimensional sein. Das bloße Bereitstellen von Entwicklungsfonds kann bei korrupten Systemen im Zweifel sogar zu gegenteiligen Effekten führen.Die Regionalkommission könnte vor allem beim Wissenstransfer und der Vernetzung helfen.
Innerhalb der Regionalkommission können gemeinsame Ziele festgesetzt werden. Es ist jedoch auch wichtig, dass die Länder für sich ihren Verantwortungsbereich erkennen. Von Lateinamerika als einer einheitlichen Problemregion bezüglich Bildungsgerechtigkeit zu sprechen, würde die wichtigen Unterschiede zwischen und innerhalb der Länder ignorieren.
Hinweise zur Recherche
Sie sollten darauf gefasst sein, dass Sie bei der Recherche auf Texte und auch Bilder stoßen könnten, die Sklaverei, Rassismus oder Kinderarbeit enthalten. Melden Sie sich bei Gesprächsbedarf gerne bei den Vertrauenspersonen für Teilnehmende.
Ein guter Startpunkt für die Recherche ist es, auf der Webseite “Our World in Data” oder “World Inequality Database” die Ungleichheit im von Ihnen vertretenen Land anzuschauen. Anschließend können Sie über eine einfache Google-Suche oder über die Webseite des Bildungsministeriums Ihres Landes herausfinden, welche Maßnahmen aktuell bereits zum Thema getroffen werden.
Bei der Recherche auf Englisch ist besonders auf den Unterschied von ECLAC und CELAC zu achten. Die Regionalkommission für Lateinamerika der UN heißt ECLAC (Economic Commission for Latin America and the Caribbean). CELAC ist hingegen die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Community of Latin American and Caribbean States) und keine UN-Organisation, sondern ein regionaler Zusammenschluss von Staaten. Sie kann u.U. auch Aufschluss über die Positionierung einzelner Staaten geben, steht aber nicht im Zusammenhang mit der UN.
Lexikon
Andengemeinschaft: Die Andengemeinschaft (früher Andenpakt oder Andengruppe, spanisch Comunidad Andina de Naciones, Abkürzung: CAN) ist eine Internationale Organisation in Südamerika. Sie besteht aus den Mitgliedstaaten Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Peru und hat die wirtschaftliche, politische und soziale Integration dieser Staaten zum Ziel.
Ethnie: Der Begriff Ethnie bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die sich nach gemeinsamer Abstammung, Herkunft, Geschichte, Kultur, gemeinsamen Sitten und Gebräuchen sowie gemeinsamem Siedlungsgebiet definiert.
Gini-Index: Der Gini-Index gibt den Grad der Ungleichheit, z. B. der Einkommensverteilung, an. Bei Gleichverteilung hat der Gini-Index den Wert 0, während ein Wert von 1 die absolute Ungleichheit darstellt. Auf der Webseite ‘Our Wold in Data’ kann der Gini-Index verschiedener Länder abgerufen werden: https://ourworldindata.org/grapher/economic-inequality-gini-index
Indigene Bevölkerung: Indigene Bevölkerung bezeichnet die ursprünglichen Einwohner*innen eines geografischen Gebiets, die dort bereits vor der Ankunft oder Kolonisierung durch fremde Völker lebten. Sie haben oft eine eigene Kultur, Sprache, Traditionen und soziale Strukturen, die sich über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende entwickelt haben.
Lebenslanges Lernen: Lebenslanges Lernen bezeichnet den fortwährenden, selbstgesteuerten Prozess des Erwerbs von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen über das gesamte Leben hinweg, unabhängig von Alter, Bildungsweg oder beruflichem Status.
Soziale Mobilität: Soziale Mobilität beschreibt, inwiefern es innerhalb einer Generation möglich ist, soziale Schichten oder Klassen zu wechseln.
Transatlantischer Sklavenhandel: Im sogenannten transatlantischen Dreieckshandel fuhren Schiffe mit Waren an die Küste Westafrikas, um sie dort gegen Menschen einzutauschen. Diese wurden versklavt, nach Amerika gebracht und dort verkauft. Von dort aus fuhren Schiffe zurück nach Europa, beladen mit Produkten wie Zucker, Kaffee oder Baumwolle, die durch Sklavenarbeit geerntet oder hergestellt worden waren.
Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika: Die südamerikanischen Unabhängigkeitskriege waren eine Reihe von militärischen und politischen Aktionen, die zwischen 1809 und 1825 in den spanischen Kolonien Südamerikas stattfanden. Ziel war die Erlangung der Unabhängigkeit des kolonialistischen Spaniens und die Gründung eigenständiger Staaten.
Besonders hilfreiche Quellen
ECLAC: Afrodescendants and the matrix of social inequality in Latin America – challenges for inclusion. LC/TS.2021/26. 2021. https://www.cepal.org/en/publications/46871-afrodescendants-and-matrix-social-inequality-latin-america-challenges-inclusion - Ein ausführlicher Bericht der ECLAC über Ungleichheit in Lateinamerika. Sehr langes, englischsprachiges Dokument. Besondershilfreich sind Kapitel A.2 Race and ethnicity as social constructs (Seite 8) und A.3 The intersectional approach in analysing the multiple dimensions of inequality (Seite 9), B Regulatory framework for promoting equality and guaranteeing the rights of the Afrodescendent population in Latin America (Seite 11 ff.) C The Afrodescendent movement and organizations, participation and representation (Seite 12) und H. Inequalities in education (Seite 24 ff.). (Englisch)
Weltbank: Afro-Descendant Inclusion in Education. An anti-racist agenda for Latin America. 2022. https://documents1.worldbank.org/curated/en/099039105022317731/pdf/IDU0050118ce08776043e7080aa0797837fbffea.pdf - Ein ausführlicher Weltbank Bericht, der den aktuellen Status darstellt und Handlungsempfehlungen ausspricht. Recht langes, englischsprachiges Dokument, das viele Grafiken enthält. Besonders hilfreich ist das Kapitel 1.1. AFRO-DESCENDANTS IN EDUCATION SYSTEMS OF LATIN AMERICA. (Englisch)
Americas; Others: Andean Charter for the Promotion and Protection of Human Rights. 26 Juli 2002.https://www.refworld.org/legal/constinstr/radr/2002/en/21592 - in der Charter erkennen die Mitgliedsstaaten an, dass sie Multikulturell sind und es wird eine Förderung der Bildung explizit für Afro-Lateinmaerikaner*innen gefordert. (Englisch)
Weitere Quellen
UNESCO: Global Education Monitor 2020 LATIN AMERICA AND THE CARIBBEAN Inclusion and education: ALL MEANS ALL. 2020 https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000374614/PDF/374614eng.pdf.multi - In dem Report wird über die Bildung und dort vorkommende Ungleichheiten berichtet. Die Lateinamerikaner*innen afrikanischer Gruppen werden kaum explizit genannt, deshalb eignet sich das Dokument eher als Orientierung. (Englisch)
International Justice Resource Center: Court of Justice of the Andean Community. https://ijrcenter.org/regional-communities/court-of-justice-of-the-andean-community/ - Erklärung der Verbindlichkeit der Menschenrechtserklärung der Andengemeinschaft. Eignet sich nur als Hintergrundinfo (Englisch).