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Die Regionalkommission für Lateinamerika und die Karibik

– RKL TOP1: Ausbeutung im Rahmen der Kaffeeproduktion

Inhalte mit besonderem Triggerpotenzial: Am Rande angesprochen werden Kinderarbeit, Drogenhandel und Mangelernährung.

Kurzzusammenfassung

Kaffee ist nach Öl die wichtigste Handelsware der Welt. Angebaut wird Kaffee hauptsächlich in Lateinamerika und Afrika im sogenannten Kaffeegürtel. Trotz der großen Gewinne, die Unternehmen mit Kaffee machen, sind die Arbeitsbedingungen der Kaffeebäuer*innen schlecht. Das Einkommen liegt unter dem Gewinn aus dem Verkauf ihres Kaffees und es wird von Mangelernährung, Lese- und Schreibunfähigkeit, Migration und Drogenhandel berichtet. Auch Kinderarbeit ist in einigen Ländern verbreitet. Hinzu kommen Gefahren wie die Erkrankung der Atemwege und gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund des schutzlosen Kontaktes mit landwirtschaftlich genutzten chemischen Produkten. Neben den schlechten Arbeitsbedingungen für Kaffee schadet dieser auch der Umwelt. So werden Wälder abgeholzt und im Jahr Unmengen an CO₂ produziert. 

Mögliche Lösungsansätze für diese Probleme sind: 

  • Der Zusammenschluss der Kleinbäuer*innen zu Kooperativen
  • Die stärkere Regulierung des Handels durch Staaten
  • Die Förderung einer Verlagerung der weniger komplizierten und günstigeren Verarbeitungsprozesse von Kaffee in die Anbauländer
  • Ein bereits in Kraft getretener Lösungsansatz ist das sogenannte „Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz“, der jedoch noch einige Kritikpunkte hat 
  • Kaffee in Mischkulturen anzubauen
  • Die Röstung des Kaffees in den Anbauländern
  • Die “EU-Verordnung über die Bereitstellung bestimmter Rohstoffe und Erzeugnisse, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen“ (kurz auch EUDR), die am 29. Juni 2023 trat. Diese hat jedoch einige Kritikpunkte. 

Punkte zur Diskussion

1. Wie kann eine ausreichende Bezahlung der Kaffeebäuer*innen erreicht werden? 

2. Welche Rolle spielt Mischkultur bei der Verminderung der Ausbeutung durch Kaffeeanbau?

3. Welche Rolle kann der Zusammenschluss der Bäuer*innen zu Kooperativen im Kaffeehandel einnehmen?

4. Wie kann die negative Auswirkung auf die Umwelt verringert werden?

5. Welche Einflüsse können oder sollten Staaten auf den Kaffeehandel haben?

Einleitung

Was ist neben Wasser das Lieblingsgetränk der Deutschen?

Welches Produkt zählt nach Erdöl als wichtigste Handelsware der Welt? 

Durch welches Getränk entstehen jährlich schätzungsweise 12.695,55 Tonnen CO₂?  

Die Antwort auf all diese Fragen ist Kaffee. Das bereits im neunten Jahrhundert entdeckte Getränk bereichert noch heute die Kultur des Essens und Trinkens und bildet die Existenzgrundlage für 120 Millionen Menschen im Anbau, in der Aufbereitung, Verarbeitung und Industrie, im Handel sowie im Groß- und Kleinverbrauch. 

Für den leichteren Einstieg in dieses Thema gibt es ein kurzes Video. Die relevanten Informationen werden in diesem Text aber auch noch einmal erwähnt. (https://www.youtube.com/watch?v=IGs33q65b1w)

Länder, in denen Kaffee angebaut oder konsumiert wird. Produzierende Länder sind grün eingefärbt (der Farbton zeigt die Sorte an), konsumierende Länder in Gelb- und Brauntönen (je dunkler, desto mehr Kaffee wird pro Person konsumiert).Quelle: offchance, CC BY SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Flickr.

Hintergrund und Grundsätzliches

💡
Der Begriff "Kaffee" leitet sich vom arabischen "Kahwe" oder "Qahwa" ab, was so viel wie Lebenskraft oder Stärke bedeutet.

Der genaue Ursprung des Kaffees ist historisch nicht dokumentiert, als Ursprungsgebiet gilt jedoch das äthiopische Hochland. Verbreitet wurde der Kaffeeanbau dann im Laufe der Kolonialisierung in Lateinamerika und Afrika. Seitdem haben sich die Anbaugebiete von Kaffee nicht mehr verändert. Dies liegt hauptsächlich an den speziellen klimatischen Anbaubedingungen von Kaffee. Die Kaffeepflanze ist sehr sensibel und die spezifischen Klima- und Bodenanforderungen werden nur in den Ländern rund um den Äquator erfüllt, sodass nur dort, im sogenannten Kaffeegürtel, Kaffee angebaut werden kann.

Heutzutage schafft Kaffee Millionen von Arbeitsplätzen, denn jährlich werden 171 Millionen Säcke Rohkaffee geerntet und 9 Milliarden Kilogramm Kaffee produziert. In den Produktionsländern leben 20 bis 25 Millionen Menschen vom Anbau, der Weiterverarbeitung und dem Export des Kaffees. 12,5 Millionen davon  sind  auf Kaffeefarmen im Kaffeeanbau tätig.   Auch der Konsum von Kaffee steigt seit Jahren an und sorgt für ein boomendes Geschäft. Die Hauptkonsumenten des Kaffees sind jedoch nicht die Produktionsländer, sondern hauptsächlich Länder aus der EU und Nordamerika.      

Der meiste Kaffee wird dabei in Brasilien angebaut, das sind etwa 34%.  

Anbau und Produktionskette von Kaffee

💡
- Eine einzige Kaffee-Lieferung nach Europa kann Bohnen von Tausenden Bauern enthalten.
- Das Kaffeejahr (01.10. Vorjahr bis 30.09.) wurde offiziell festgelegt, um damit den statstischen Ernteerfolg zu messen.

Am Anfang der Produktionskette stehen die Bäuer*innen mit ihren Anbauflächen. Dabei handelt es sich vor allem um sehr viele kleine Bäuer*innen mit meist nur etwas einem Hektar Land; das entspricht etwa der Fläche eines Fußballfeldes. So sorgen Kleinbäuer*innen für 70 Prozent des gesamten Anbaus. Nach dem Anbau folgt dann die Erntezeit, diese unterscheidet sich je nach Region sehr stark, sodass fast das ganze Jahr über in irgendeinem Land Kaffee geerntet werden kann. Nach der Ernte wird der Kaffee soweit weiterverarbeitet, dass nur noch die saubere und trockene Rohkaffeebohne übrig bleibt, welche dann transportbereit ist. Die Kaffeebohnen werden dann an Röstereien geliefert, welche sich überwiegend in den Kaffee konsumierenden Ländern befinden. Dies liegt zum einen an der teuren und technisch anspruchsvollen Röstkaffee-Verarbeitung, zum anderen aber auch daran, dass gerösteter Kaffee schwer zu transportieren ist.

Der Weg des Kaffees variiert stark, so kann Kaffee bis zu sieben Mal gehandelt werden, bis er bei den Verbraucher*innen ankommt. Beteiligte an diesen Wegen können sein: Pflanzende (Kleinbäuer*innen, Plantagen Besitzende), Kooperative, Zwischenhändler*innen, Exportierende, Importierende, Vermittler*innen sowie Veredelungsbetriebe (Entkoffeinieren, Rösten, Herstellen von löslichem Kaffee). Am Ende der Handelskette stehen immer die Konsumierenden, die ihren Kaffee über den Lebensmitteleinzelhandel, das Internet, eine Rösterei oder die Gastronomie bezieht. Eine Übersicht über verschiedene Wege des Kaffees gibt es hier: https://www.kaffeeverband.de/media/slider/DKV_Kaffee_Warenfluss.png 


Probleme

Arbeitssituation der Bäuer*innen

Die Kaffeenachfrage wird immer größer und trotzdem verdienen die Kaffeebäuer*innen immer weniger, da nur die großen Handelsgesellschaften, Röstereien und Staaten im globalen Norden davon profitieren. 

Nur circa 10% verdienen die Bäuer*innen am Preis des Kaffees. Wobei diese Zahl irreführend ist, denn sie berücksichtigt  nicht, dass in den Produktionskosten nicht die Arbeitslöhne der Bäuer*innen  eingerechnet sind, da es oft keine Angestellten, sondern nur Familienmitglieder  gibt. Entsprechend liegt das Einkommen der Kaffeebäuer*innen  eigentlich unter dem Gewinn aus dem Verkauf ihres Kaffees.  In den produzierenden Ländern berichten Kaffeebäuer*innen schon heute von Mangelernährung, Lese- und Schreibunfähigkeit , Migration und Drogenhandel in Folge von mangelndem Einkommen.

In manchen Ländern (Kenia, Honduras etc.) ist Kinderarbeit nach wie vor verbreitet, weil es schwierig ist, Arbeiter*innen zu finden oder um die Kosten angesichts der steigenden Löhne für Landarbeiter*innen zu reduzieren. Die Landarbeiter*innen leiden oft unter schlechten Arbeitsbedingungen und leben oft unter der Armutsgrenze bei Löhnen, die bisweilen 40 % unter einem angemessenen Niveau liegen. Grund hierfür sind vor allem die niedrigen Rohkaffeepreise bei steigenden Produktionskosten. Gleichzeitig sind Landarbeiter*innen zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Dazu gehören zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege und gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund des schutzlosen Kontaktes mit landwirtschaftlich genutzten chemischen Produkten.

Der Preis jeder einzelnen Rohkaffee-Lieferung wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst: von der Qualität der Rohkaffee-Sorten, von Angebot und Nachfrage, sowie von der Höhe und Handhabung der Lagerbestände in den Anbau- und Abnehmerländern. Zu guter Letzt spielt auch der sogenannte „Papierkaffee“ an der Börse eine große Rolle, denn mit Kaffee wird an der Börse spekuliert, was zu stark schwankenden Weltmarktpreisen führt.

Sortieren von Kaffeebohnen in El SalvadorQuelle: The Cockroach, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons

Umwelt

  1. Kaffee als CO2-Produzent
    • Tagtäglich erzeugt Kaffee eine riesige Menge an CO₂. So wurde der Carbon Footprint von einer Tasse Kaffee (125ml Wasser und 7g Kaffee) berechnet und betrug durchschnittlich 74,9 g CO₂. Wenn man jetzt berücksichtigt, dass jährlich ungefähr 9,5 Millionen Kilogramm Kaffee weltweit produziert werden, kommt eine riesige Menge an CO₂ zusammen. Der größte Anteil des Carbon Footprints entsteht beim Anbau von Kaffee (32,99 g) und am Ende bei der Produktnutzung ((je nach Szenario 9,82 - 60,10 g).
  1. Auswirkung Monokultur
    • Der Großteil der weltweiten Arabica-Kaffee-Bohnen wird auf Kaffe- Plantagen in Monokultur angebaut. Das ist aus verschiedenen Gründen problematisch: Dadurch, dass Monokulturen dem Boden Nährstoffe entziehen, kommen auf Kaffee-Plantagen mit Monokulturen chemische Dünger zum Einsatz. In Monokulturen kommen auch Pestizide zur Insekten- und Unkrautvernichtung zum Einsatz. Diese töten jedoch nicht nur Kaffee-Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten.  Anschließend gelangen dann die durch Düngung und Pestizide entstehenden giftige chemische Stoffe in den Wasserkreislauf. Solche Monokulturen führen zu einem Verlust der Biodiversität, die Pflanzen bauen keine Widerstandskraft auf und sind anfälliger für den Klimawandel. Die Tendenz im Rahmen der „Modernisierung“ ist jedoch die Monokultur, da sie kurzfristig größere Erträge bringt. 
  1. Kaffee als Grund für Abholzung
    • Es wird erwartet, dass sich die weltweite Kaffeenachfrage bis 2050 verdreifachen wird, was den Druck auf die Wälder und andere Lebensräume in den tropischen Anbaugebieten erhöht. Denn um diese Nachfrage zu decken, müsste die derzeit verfügbare Kaffee-Anbaufläche mehr als verdoppelt werden. Dies würde die Erschließung neuer Kaffeeanbaugebiete erfordern, wodurch die Gefahr der Abholzung verstärkt wird. Die Entwaldung hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökosysteme und die Biodiversität.
Gerodeter Wald in Peru (in diesem Bild für den Palmöl-, nicht den Kaffeeanbau)Quelle: Rettet den Regenwald e.V., CC BY NC ND 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0>, via Flickr.
  1. Auswirkungen des Klimawandels
    • Aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten wird im Tropengürtel damit gerechnet, dass bis 2050 der Kaffee-Ertrag um 20% und die Kaffee-Anbauflächen um 60% sinken werden und die Kaffeequalität sinkt. Dies kann – zusammen mit steigenden Produktionskosten - die Einnahmen der Bäuer*innen deutlich verringern. Hierdurch könnten die bestehenden Probleme weiter verstärkt werden.  Bis heute gibt es nur wenige Lösungsideen, um diesem Problem in der Kaffeebranche erfolgreich zu begegnen.

Lösungsansätze

bessere Bezahlung

  1. Ein möglicher Ansatz ist der Zusammenschluss der Kleinbäuer*innen zu sogenannten Kooperativen, in denen gemeinsame Managementstrukturen und Verhandlungsstrategien entwickelt und, mit Hilfe von Trainings, die Produktivität und die Qualität des Anbaus verbessert werden. Dieser Zusammenschluss würde die Isolierung der Produzent*innen durchbrechen und ihre Verhandlungsmacht stärken. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme hängt jedoch stark von der individuellen Eigenständigkeit und Motivation der Mitglieder ab.Als dritten Ansatz gibt es die Förderung hin zu einer Verlagerung der weniger komplizierten und günstigeren Verarbeitungsprozesse von Kaffee in die Anbauländer. So könnte die Verarbeitung zu löslichem Kaffee in den Anbauländern selbst stattfinden und Produzent*innen würden somit mehr an ihrem eigenen Produkt verdienen, denn bei höher verarbeiteten Produkten ist der Gewinn größer als bei Rohstoffen.
  2. Ein anderer Ansatz ist die stärkere Regulierung des Handels durch Staaten, indem diese beispielsweise einen Mindestpreis festlegen, um die ständig schwankenden Preise und regelmäßigen Preissenkungen unterhalb der Herstellungskosten abzufedern. Oder indem Exporteure strenger kontrolliert werden und die Einnahmen aus Exportsteuern der Produktionsländer zum Wohle der Kaffeebäuer*innen eingesetzt werden.
  3. Ein bereits in Kraft getretener Lösungsansatz ist das sogenannte „Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz“, welches in der EU für Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitenden gilt. Konkret verpflichtet dieses Gesetz die Unternehmen eine Gefahrenbewertung für ihre Lieferketten durchzuführen. Dabei geht es vor allem darum, ob entlang der Lieferkette faire Löhne bezahlt werden, welche Risiken für Kinderarbeit entstehen und ob es die Möglichkeit gibt, Gewerkschaften zu bilden. Aus der Analyse müssen dann Maßnahmen abgeleitet werden, um den Risiken entgegenzuwirken und Abhilfe zu schaffen. Wie genau diese Maßnahmen jedoch aussehen, schreibt das Lieferkettengesetz nicht vor. Ein durch das Gesetz vorgegebener Ansatz ist das einrichten von Beschwerdemechanismen, die es so formal auch gibt, jedoch kaum genutzt werden, da die Unternehmen im Fall vom Kaffee oftmals gar nicht genau zurückverfolgen können, von welcher Farm der Kaffee überhaupt stammt.

Umweltschutz

  1. Reduzierung von CO₂: Eine Studie hat gezeigt, dass man den CO₂ Abdruck von Kaffee deutlich reduziert könnte, wenn
    • dieser in Mischkulturen angebaut würde.
    • die Röstung der Kaffeebohnen im Anbauland stattfinden würde, da die Bohnen dadurch deutlich leichter werden.
    • dieser per Schiff statt per Flugzeug transportiert würde.
    • wenn das Mahlen wassersparender gestaltet würde
  1. Mischkulturen als Vorschrift für den Anbau? 
    • Kaffeeanbau in Mischkultur bedeutet, dass Kaffee zusammen mit anderen Pflanzen, beispielsweise Bananen- oder Papaya-Bäumen, angebaut wird. Besonders im zunehmenden Klimawandel sind diese Bäume essentiell für den Kaffeeanbau. Die Pflanzen spenden den benötigten Schatten, versorgen den Boden mit entsprechenden Nährstoffen und helfen durch ihre starken Wurzeln gegen 
    • Bodenabtragungen. Die abgeschnittenen Äste können dann wiederum für die Bodenbedeckung auf den Kaffee-Feldern genutzt werden. Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens bleiben erhalten. So wird eine gute Umgebung für die notwendigen Mikroorganismen geschaffen und die Biodiversität wird erhalten.Durch die größere Biodiversität wird weniger Dünger benötigt und es kommen deutlich weniger Pestizide zum Einsatz. 
    • Hinzu kommt, dass Familien, die vom Kaffeeanbau im Mischanbau leben, nicht komplett vom ständig schwankenden und  Börsen bestimmten Kaffeepreis abhängig sind. Sie bauen einen Teil ihrer Nahrung selbst an und können das, was übrig bleibt, auf dem Markt verkaufen, um zusätzliches Einkommen zu generieren. Zusammengefasst kann Mischbau also nicht nur der Umwelt, sondern auch den Bäuer*innen helfen.
Bild einer beispielhaften Kaffeeplantage
  1. Lösungsansätze für die Abholzung von Wald: 
    • Am 29. Juni 2023 trat die “EU-Verordnung über die Bereitstellung bestimmter Rohstoffe und Erzeugnisse, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen“ (kurz auch EUDR) in Kraft. Diese besagt, dass Unternehmen zurückverfolgen und nachweisen müssen, dass sie keine Produkte in ihrer Lieferkette haben, für die Wald illegal abgeholzt wurde. Diese Verordnung sollte Wälder schützen und Treibhausgasemissionen reduzieren. 
    • Die Maßnahme wird jedoch stark kritisiert, da sie eine weitere Belastung für die Kaffeebäuer*innen darstellt. Denn gerade bei den Anbaugebieten der Kleinbäuer*innen ist der Kaffee bisher sehr schwer zurück zu verfolgen, sodass ein hohes Risiko besteht, dass diese Produkte nicht mehr in die EU eingeführt werden können. Auch die anfallenden Kosten für die Nachverfolgung bleiben an den Bäuer*innen hängen, ohne dass die Bauer*innen am Ende durch einen höheren Kaffeepreis profitieren würden. Hinzu kommt noch die Schwierigkeit, dass die meisten Länder, in denen Kaffee angebaut wird, technologisch und akademisch noch nicht sehr entwickelt sind, sodass es schwierig ist, komplizierte, digitale Verfahren durchzusetzen. Von diesen Ländern selbst wird deswegen mehr technische und finanzielle Unterstützung seitens der EU gefordert. Hier wäre ein möglicher Angriffspunkt für das RKL und zwar durch die eigene Statistikabteilung, beziehungsweise die eigene Datenbank “CEPALSTAT”. Diese besitzt bereits Daten zum Thema Umwelt und erfasst beispielsweise Waldgebiete in Lateinamerika. Diese Strukturen könnten genutzt werden, um Rückmeldung über die illegale Waldabholzung an die Staaten und an die Unternehmen zu liefern. Des Weiteren könnten diese Strukturen auch weiter ausgebaut werden,  um Unterstützung für die Rückverfolgung des Kaffees zu leisten. Hierdurch könnte der Druck von den Bäuer*innen genommen werden und die Verantwortung der Unternehmen kann leichter umgesetzt und kontrolliert werden.  

Hinweise zur Recherche

Sollten Sie nun inhaltliche Fragen zum Text haben, können Sie sich gerne per Mail unter [email protected] an Johanna Weber wenden.

Sie sollten darauf gefasst sein, dass Sie bei der Recherche auf Texte und auch Bilder stoßen könnten, die Kinderarbeit, Drogenhandel oder Mangelernährung enthalten. Melden Sie sich bei Gesprächsbedarf gerne bei den Vertrauenspersonen für Teilnehmende.

Das Wichtigste steht zwar schon im Gremientext selbst, es kann jedoch nützlich sein, sich noch ausführlicher in das Thema einzulesen. Dabei können Sie sich auch auf für Sie persönlich oder für Ihr Land besonders relevante Aspekte konzentrieren. Die hier angegebenen Quellen sind oft ein guter Einstieg. Danach können SIe durchaus auch Artikel von Nachrichtenseiten oder Blogeinträge nutzen. Meistens enthalten diese noch einmal Links zu interessanten Studien oder Informationen.  

Um die Position des eigenen Landes zu bestimmen, hilft es, herauszufinden, ob dort Kaffee produziert oder konsumiert wird. Auch die Position Ihres Staates zu vergleichbaren Themen (beispielsweise Ausbeutung in der Textilindustrie oder Abholzung für Palmölplantagen) kann Ihnen eine Orientierung bieten. Tritt Ihr Staat generell eher für Regulierung und soziale Gerechtigkeit ein oder vertraut er auf die Kräfte des Marktes?

Oft hilft eine englischsprachige Suche mit einer Suchmaschine. Besonders aufschlussreich können auch die Internetauftritte von Landwirtschafts- beziehungsweise Entwicklungshilfeministerien oder -organisationen sein. Beachten Sie allerdings, dass Regierungen nicht immer Ihre wahren Absichten offenbaren; Artikel von Nachrichtenseiten sind deshalb eine gute Ergänzung zu offiziellen Verlautbarungen.



Lexikon

Armutsgrenze: Die Armutsgrenze ist das Minimum an Geld, den eine Person oder Familie benötigt, um genug Geld für Nahrung, Unterkunft und Kleidung zu haben. 

Biodiversität: Der Begriff bezeichnet die Vielfalt der Lebensformen auf der Erde, einschließlich Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sowie deren Lebensräume.

Bodenabtragungen: Dies ist der Verlust von Bodenmaterial, meist durch Wind, Wasser oder menschliche Aktivitäten. 

Börse: Dies ist ein Markt, an dem Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere gekauft und verkauft werden. Für das Verständnis ist jedoch nur relevant, dass es ein Markt ist, in dem der Preis sehr schnell schwankt und der den Preis des Kaffees stark beeinflusst.

Carbon Footprint: Der Carbon Footprint beschreibt die Menge an Kohlenstoffdioxid (CO₂), die durch die Aktivitäten einer Person, eines Unternehmens oder eines Produkts in die Luft freigesetzt wird. 

Globaler Norden: Der globale Norden bezeichnet Länder, hauptsächlich in Nordamerika und Europa, die oft einen hohen Lebensstandard haben. Er wird häufig im Gegensatz zum "globalen Süden" verwendet, der ärmere Länder umfasst, insbesondere in Afrika, Lateinamerika und Teilen Asiens. Der Ausdruck betont wirtschaftliche und soziale Unterschiede zwischen diesen Regionen. 

Handelsware: Handelswaren sind Produkte, die gekauft oder hergestellt werden, um sie weiterzuverkaufen und dabei Einnahmen zu machen.

Importländer: Dies sind Länder, die Waren und Produkte aus anderen Ländern kaufen. 

Isolierung: In diesem Kontext steht der Begriff dafür, dass die Kleinbauer*innen in keinem Kontakt zueinander stehen. 

Kolonialisierung:  Wenn ein Land ein anderes Gebiet erobert und kontrolliert, um dort Macht auszuüben und Rohstoffe oder Vorteile zu gewinnen.  Es beschreibt in diesem Kontext eine Zeitspanne, in der viele Europäische Länder andere Länder in Afrika kolonisiert haben. 

Kooperative: Eine Kooperative ist eine Gruppe von Menschen, die zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen und Ressourcen zu teilen.

Managementstrukturen: Dies sind organisatorische Rahmenbedingungen und Rangordnung, die festlegen, wie Entscheidungen in einem Unternehmen getroffen und Aufgaben verteilt werden.

Mangelernährung: Dies beschreibt einen Zustand, in dem eine Person nicht genügend Nährstoffe bekommt, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. 

Migration: Der Begriff beschreibt den Prozess, bei dem Menschen von einem Ort zum anderen ziehen, oft um bessere Lebensbedingungen zu finden. 

Mischanbau: Dies ist eine Art des Anbaus, bei dem verschiedenen Pflanzenarten auf demselben Feld angebaut werden, um die Erträge zu steigern und die Gesundheit des Bodens zu fördern. 

Monokultur: Ist eine Art des Anbaus, bei der nur eine Pflanzenart auf einem Feld über einen längeren Zeitraum angebaut wird. 

Ökosystem: Dies ist eine Gemeinschaft von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen, die miteinander und mit ihrer Umwelt in Einfluss stehen.

Produktionskette: Eine Produktionskette beschreibt alle Schritte, die ein Produkt von der Gewinnung (Beispielsweise des Anbaus von Kaffee) bis zum fertigen Produkt (Beispielsweise Kaffee) durchläuft.

Produktivität: Dies ist ein Maß dafür, wie wirksam Ressourcen genutzt werden, um Waren oder Dienstleistungen herzustellen.

Besonders hilfreiche Quellen

Agrar Koordination: TAZ-Beilage Kaffee. https://agrarkoordination.de/media/rz_agrark_taz-beilage_kaffee_284x430_v6_digital_1.pdf. (Deutsch). Sehr guter Überblick über die soziale Ausbeutung im Kaffeehandel und verschiedene Lösungsansätze

Eine Welt Stadt Berlin: Kaffeeproduktion. https://eineweltstadt.berlin/themen/dekolonisierung/kaffeproduktion/. (Deutsch). Einblick in die kolonialen Hintergründe des Kaffeemarktes

TransFair e.V. / Fairtrade Deutschland: Kaffee in der Krise. 2019. https://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/DE/01_was_ist_fairtrade/05_wirkung/studien/2019_Studie_Transfair_FFH_Kaffee_in_der_Krise.pdf. (Deutsch). Genauere Darstellungen der zahlreichen Probleme im Kaffeeanbau mit Lösungsansätzen. Etwa länger, aber man kann auch nur einzelne Kapitel lesen.

Welthungerhilfe: EU-Klimaschutz schreckt die Kaffeebranche auf. https://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung/rubriken/klima-ressourcen/eu-klimaschutz-schreckt-die-kaffeebranche-auf. (Deutsch). Kurze Vorstellung von Ansätzen, ökologisch nachhaltigere Kaffeeplantagen durchzusetzen, und den damit einhergehenden Problemen

Weitere Quellen

CEPAL: CEPALSTAT. https://statistics.cepal.org/portal/cepalstat/dashboard.html?indicator_id=1869&area_id=724&lang=en. (Englisch).

Coffee Circle: Kaffee Anbaugebiete. https://www.coffeecircle.com/de/b/kaffee-anbaugebiete. (Deutsch).

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Kaffee. https://www.giz.de/de/mit_der_giz_arbeiten/101614.html. (Deutsch).

Deutscher Kaffeeverband e.V.: Geschichte des Kaffees. https://www.kaffeeverband.de/de/kaffeewissen/geschichte. (Deutsch).

Deutscher Kaffeeverband e.V.: Handel. https://www.kaffeeverband.de/de/kaffeewissen/handel. (Deutsch).

Deutscher Kaffeeverband e.V.: Kaffeewissen. https://www.kaffeeverband.de/de/kaffeewissen/. (Deutsch).

Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT: INKA - Kaffeesatz als Rohstoff. https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/projekte/inka-kaffeesatz-als-rohstoff.html. (Deutsch).

Handpresso: Einige Daten zum weltweiten Kaffeekonsum. https://www.handpresso.com/de/blog/einige-daten-zum-weltweiten-kaffeekonsum-n84. (Deutsch).

Institut für Weltwirtschaft Kiel: Internationaler Kaffeehandel: Multinationale Konzerne stehen in der Verantwortung. https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/aktuelles/internationaler-kaffeehandel-multinationale-konzerne-stehen-in-der-verantwortung/. (Deutsch).

Kaffee Kooperative: Kaffeeplantagen Monokultur. https://kaffee-kooperative.de/kaffeeplantagen-monokultur/. (Deutsch).

Mr. Koffein: Top 10 der Länder mit dem höchsten Kaffeekonsum. https://mrkoffein.de/top-10-der-lander-mit-dem-hochsten-kaffeekonsum/. (Deutsch).

Polarstern: Kaffee fair und bio. https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/kaffee-fair-und-bio/. (Deutsch).

Poore, J.: Coffee: here's the carbon cost of your daily cup – and how to make it climate-friendly. 2021. https://theconversation.com/coffee-heres-the-carbon-cost-of-your-daily-cup-and-how-to-make-it-climate-friendly-152629. (Englisch).

Schön Kaffee: Die wirtschaftliche Bedeutung von Kaffee weltweit. https://schoenkaffee.de/blogs/neues-von-schon/die-wirtschaftliche-bedeutung-von-kaffee-weltweit. (Deutsch).

Stern: Kaffeeanbau: Die EU will Abholzung verhindern - und erreicht das Gegenteil. https://www.stern.de/politik/ausland/kaffeeanbau--die-eu-will-abholzung-verhindern---erreicht-das-gegenteil-34833954.html. (Deutsch).

Tchibo GmbH: Wissenswertes & Fun Facts über Kaffee. https://www.tchibo.com/at/de/blog/wissenswertes-fun-facts-kaffee. (Deutsch).

Techniker Krankenkasse (TK): Iss was, Deutschland! TK-Ernährungsstudie 2023. 2023. https://www.tk.de/resource/blob/2161370/4e19d0ab3acea9fde4563b7ba5bb8f3c/tk-ernaehrungsstudie-2023-data.pdf. (Deutsch).

Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Nachrichten. https://www.uni-muenster.de/news/view.php?cmdid=11042. (Deutsch).

ZDF: Amazonas - Rettung Regenwald. https://www.zdf.de/assets/amazonas-rettung-regenwald-100~3840x2160?cb=1691508090900. (Deutsch).